aus dem Buch "Fasten und Yoga" von Bernd Bachmeier

"Verwandlung"


Indem wir fasten und Yoga üben, verwandeln wir den Zustand der Zerstreuung und Disharmonie

in einen Zustand der Harmonie und Ausgeglichenheit. Diese Verwandlung geht sehr langsam

vonstatten. Wir können sie nicht machen. Wir können ihr nur die Möglichkeit geben zu entstehen.

Der Zustand der Harmonie wird jedoch eine tiefe Verwandlung in uns bewirken. Nichts wird

mehr so sein wie früher. Alles kann sich verändern. Ist dieser Verwandlungsprozeß erst einmal in

Gang gekommen, läßt er sich schwerlich anhalten und schon gar nicht umkehren. Es ist wie bei

einem großen Schwungrad. Es in Gang zu setzen, kostet sehr viel Kraft. Ist es jedoch einmal in

Schwung, dann dreht es sich von ganz allein, ohne jegliches Zutun. Ich möchte an dieser Stelle

aber auch nicht verschweigen, daß eine Verwandlung häufig mit Schmerzen verbunden ist. Ich

meine keine körperlichen, sondern seelische Schmerzen. Damit das Neue entstehen kann, muß

das Alte sterben. Würde eine Raupe jemals zum Schmetterling werden, wenn sie ihre alte Hülle

nicht zurückließe? Viele Menschen haben Angst vor diesem Neuen. Sie wollen das Alte

festhalten, und je stärker sie klammern und festhalten, desto schwerer wird die Geburt. Im Fasten

werden Sie sich selbst vollkommen neu kennenlernen. Ein sauberer Körper, klare Gedanken und

eine geläuterte Seele sind der Lohn für Ihre Mühe. Sie haben sich verändert, verwandelt -

körperlich, geistig und seelisch. Die körperliche Veränderung zeigt sich in glänzenden Augen und

einem klaren Blick. Ich habe diese Augen nur bei Fastenden und Verliebten gesehen. Selbst

meditierende Menschen haben längst nicht diese Helligkeit in den Augen. Es kann auch sein, daß

Ihre Haut einen ganz zarten Teint bekommt, sehr sanft und fein. Der Magen und der Darm werden

sauber sein, und sicherlich werden Sie feststellen, daß Sie nach dem Fasten keine Probleme mit

dem Stuhlgang mehr haben. Geruchs-, Geschmacks- und Hörsinn werden sich verbessert haben.

Sie werden beispielsweise Geräusche viel intensiver wahrnehmen. Die Aussprache wird klarer

und das Sprechen feiner. Ihre Haare werden vielleicht anfangen zu glänzen, und Ihre Haut wird

nach dem Fasten rein und sauber sein. Ihr Schlaf wird tiefer und Ihre Traumphasen intensiver.

Durch die Yogaarbeit werden Ihre Muskeln, Bänder und Gelenke eine totale Veränderung

erfahren haben. Bei meinen Kursteilnehmern habe ich festgestellt, daß sie am Ende eines

Fastenseminars um ein bis zwei Zentimeter größer waren als vorher. Ich führe das auf die Arbeit

an der Aufrichtung der Wirbelsäule zurück. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, wie aus

gebeugten Menschen aufrechte, lebensbejahende Individuen werden. Eine emotional-geistige

Verwandlung wird bei fast allen Fastenden schon nach wenigen Tagen sichtbar. Ich habe selten

Gruppen erlebt, die so fröhlich zusammensaßen und über ihre Erfahrungen gesprochen haben -

ein herzliches Miteinander gegen den Rest der Welt. Die Gruppengespräche waren voll von

positiven Zukunftsvisionen. Der ganze emotionale Müll der vergangenen Jahre wurde plötzlich

hinausgeworfen. Eine solche Verwandlung gibt den Menschen die Kraft, Ihr Leben neu zu

gestalten. Die seelische Verwandlung setzt langsam und sehr behutsam ein. Sie hat zu tun mit der

Frage nach dem Sinn des Lebens, mit der Frage nach dem Woher und Wohin. Es ist die

Verwandlung zu mehr (Mit)Menschlichkeit, zu einer Achtung vor dem Leben und zur

Bewußtwerdung der Kostbarkeit eines jeden gelebten Moments. Es ist der Wunsch und die

Freude zu leben und zu lieben, die Sehnsucht nach Gott und der Wunsch, anderen Menschen zu

helfen und sie glücklich zu machen. Können Sie sich ein schöneres Geschenk vorstellen? Auf diese

Weise körperlich, geistig und seelisch verwandelt gehen Sie jetzt in Ihren Alltag zurück, in Ihre

Familie, zu Ihren Freunden, an Ihre Arbeitsstelle. Und langsam beginnt der Samen der

Verwandlung auf allen Ebenen zu wachsen. Vielleicht werden Sie jetzt Ihre Familie ganz anders

wahrnehmen? Oder Ihr Freundeskreis wird sich verändern. Oftmals entstehen im Fasten auch

neue, berufliche Perspektiven, die jetzt danach trachten, umgesetzt zu werden. Was hätte Fasten

und Yoga wohl für einen Sinn, wenn wir das, was wir dort gewonnen haben, nicht in unser

soziales Umfeld einfügen könnten? Und in dem Maß, in dem Sie sich verändert haben, wird sich

auch Ihre Umgebung verändern. Das sollten Sie unbedingt wissen, wenn Sie sich auf das Fasten

einlassen. "
 
 

Für "Deutsches Yoga-Forum" (5/93, Herausgeber: Berufsverband Deutscher Yogalehrer)

schreibt Gertrud Hirschi zum Buch von Bernd Bachmeier

"Es ist relativ einfach, ein Buch nach den gegebenen Fakten zu besprechen - was ist gut und

korrekt, was ist mangelhaft unklar, irreführend usw. Es wird schwer, ein Buch zu besprechen, das

einen ergreift und betroffen macht. Darum liegt nun auch das Buch von Bernd Bachmeier schon

über drei Monate auf meinem Pult und wartet geduldig auf seine Rezension. Um es gleich vorweg

zu nehmen, dieses Buch kann ich jedem Yogaübenden und/oder Zum-Fasten-Entschlossenen

wärmstens empfehlen. Rose Miram-Gatz schreibt im Vorwort so treffend: "Vor Ihnen liegt ein

Wegweiser und Wegbegleiter zum ganzheitlichen Fasten. Warum "ganzheitlich" - Zwar sind wir

eine Dreiheit aus Körper, Seele und Geist, doch liegt gewöhnlich die Hauptlast auf Körper und

Geist, und die Seele erhält zuwenig Zuwendung und Entwicklungsmöglichkeiten. Während wir

fasten, geht es uns darum, den Körper zu entlasten, den Geist vorn Wust des Überflüssigen zu

reinigen und dadurch der Seele Freiraum zu schaffen," ., Bernd Bachmeier weist immer wieder auf

die Klarheit hin, die Fasten dem Menschen bringt, Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Fasten

tatsächlich Klarheit im Geist schafft (vielleicht nicht gerade schon die ersten drei Tage), die Sinne

schärft und Gleichmut und Gelassenheit im Gemüt erzeugt. Das Wesentliche im Leben kommt

zutage. Neben vielen nützlichen Tips für die Entlastungstage vor dem Fasten, die Fastentage, für

auftretende Beschwerden während des Fastens (Kopfweh, Kreislaufprobleme usw.) und die

Aufbautage nach dem Fasten, beinhaltet das Buch die verschiedener, Reinigungstechniken und

ganze Übungsfolgen aus der Körperarbeit des Yoga. Diese Übungsfolgen sind sinnvoll aufgebaut,

klar bebildert und beschrieben; und dank der gezielt eingesetzten Hilfsmittel auch "rückengerecht".

Bernd Bachmeier wendet sich; mit seinem Buch ausdrücklich an gesunde Menschen, und auch

nicht an Menschen die fasten, um abzunehmen oder Krankheiten zu heilen. Siehe S. 22: "Die

Gewichtsreduzierung und das Auskurieren von Krankheiten mögen für viele Menschen einen

großen Stellenwert einnehmen. Aber das Geheimnis des Fastens liegt hinter diesen beiden Dingen.

Dieses Geheimnis ist nur persönlich erfahrbar. Und in dieser Erfahrbarkeit liegt die ganze

Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft begründet, Es ist der Punkt, an dem es keine Zweiheit

mehr gibt. Ein Raum, der voll ist mit Liebe, Licht, Güte, Frieden und Glück. Ein Raum, in dem

auch kein Leid mehr vorhanden ist. Es ist der Moment, in dem Sie berührt werden von, einer

Kraft, die Sie noch nie in Ihrem Leben vorher wahrgenommen haben, und die doch seit Ihrer

Geburt immer da war. Das Geheimnis des Fastens besteht darin, diese Klarheit zu bekommen,

diese innere Stimme wahrzunehmen und ihr zu folgen. Ihr ganzes Leben wird sich dadurch

verändern." Aus den letzten Sätzen ersehen Sie, liebe Leser, daß dies ein ganz spezielles

Fasten-Buch ist. Auf die spirituellen Aspekte des Fastens geht Bernd Bachmeier in den folgenden

Kapiteln ein:

- Körper, Geist und Seele

- Anrührung (hier beschreibt der Autor, wie ihm Fasten und Yoga in Leidenszeiten geholfen haben

- Wunder gewirkt haben)

- Dein Wille geschehe

- Frieden

- Tat twam asi (das bist Du!)

- Die Yoga-Sutren des Patanjali

- Verwandlung

Wie Rose Miram-Gatz im Vorwort sagt, ist dieses Buch weit mehr als "nur" ein praktischer

Ratgeber Es will vielmehr durch die freimütige und offene Darstellung des vom Autor selber

Erlebten jedem Leser Mut machen, zu den eigenen Gefühlen zu stehen und den

Herausforderungen des eigenen Lebens ins Auge zu sehen. Dieses Buch macht immer wieder auf

die Möglichkeit, zu wachsen und an sich selbst zu arbeiten, aufmerksam. Wie ein roter Faden

durchzieht das ganze Buch Bernd Bachmeiers Liebenswürdigkeit und Humor, neben seinem vollen

Engagement zur Sache, Ich hin sicher, daß dieses Buch vielen Yoga-Übenden neuen Mut und

Vertrauen zu sich, zum Yoga und zu Gott schenken wird."

Adelheid Ohlig schrieb im "Schweizer Yoga-Journal"

Ein aufmerksam gestaltetes, sehr liebes Buch, das allen Suchenden etwas zu sagen hat. Der Autor

leitet seit Jahren Yoga-und Fastenkurse und schöpfte aus der Fülle an Erfahrungen. Er möchte

den Menschen etwas mitgeben, das sie im Alltag gut nutzen können. "Ich vertrete die Ansicht, daß

sich Spiritualität nicht in der Stille, sondern vielmehr in den kleinen Dingen des Alltags (er)leben

läßt ... Die Spiritualität eines Menschen beginnt nicht mit einem Fastenseminar und eine tägliche

Yogastunde, sondern ist ständig überall erfahrbar ... Ein längeres Fastenseminar und eine tägliche

Yogaübungsstunde sind Zeiten, in denen Sie ein Stück Spiritualität lernen können und sicherlich

auch erfahren werden. Die eigentliche Kunst besteht jedoch darin, das Erlernte in den Alltag zu

integrieren." (S.12)

Bernd Bachmeier geht auf die kleinen Probleme während des Fastens ein, erklärt, was im Körper

abläuft, wie wir mit Störungen umgehen können und macht wunderbare Vorschläge für

verschiedene Yogaübungsprogramme. Fastenbrechen und die Aufbautage werden mit Rezepten

zum Nachahmen bereichert. Verschiedene Fastenerfahrungen geben uns einen Einblick, was uns

erwarten kann. Auch wenn wir am besten erwartungslos das Ganze angehen.

Dieser Yogalehrer schwebt nicht fern von seinen Schülern und Schülerinnen auf einer

hochgeistigen Wolke (wohltuend auch, daß wir in der Sie-Form angesprochen werden), sondern

möchte, daß wir das gelernte umsetzen: " ... ich wünsche Ihnen viele Gelegenheiten, Ihre Fasten-

und Yogapraxis in den Alltag umzusetzen. Lassen Sie andere Menschen an Ihrer Verwandlung

teilhaben, indem Sie das, was Sie für sich gewonnen haben, mit Ihnen teilen." (S. 151)

Adelheid Ohlig, Biel
 
 

Die ganze indische Tradition beruht auf der Annahme, daß es ein höheres Leben, als das rein

intellektuelle gibt. Sich dieses übergeordnete Leben anzueignen und es zu ordnen, ist das wahre

Ziel der verschiedenen Methoden des Yoga.


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